Montag, Mai 15, 2006

Zurück vom großen A

Ist es so, dass der/dem Unfreundlichsten unter den Mitarbeitern am Schnellsten der Eintritt in die nächst höhere Gehaltsstufe gelingt? Demnach hatte ich eine Spitzenverdienerin vor der Nase.
"Und?" lautet die nette Begrüssung. "Guten Tag. Leider endet mein Arbeitsverhältnis in wenigen Monaten. Darum bin ich hier um mich innerhalb der Frist arbeitslos zu melden." flöte ich freundlich zurück. "Schön für Sie. Ausfüllen, bitte!" kommandiert sie mich durch ihr Büro. Ich mache fleissig Kreuzchen, fülle Felder aus und gebe ihr den Wisch mit einem Lächeln zurück. "Da fehlt was!", nimmt sie mir die Illusionen. Ich kreuze noch ein weiteres Mal. "Na bitte, geht doch!" und sie entreißt mir das Papier.
Ich versuche ihr meine Lage darzulegen. Erwähne, dass ich bereits zahlreiche Bewerbungen geschrieben, das ein oder andere Vorstellungsgespräch hatte und eventuell noch Chancen auf eine Übernahme innerhalb des Vereins bestehen. Ein lustloses "Hm." lässt mich jedoch bald verstummen.
Stille. Sie hämmert auf die wehrlose Tastatur ihres mit Flachbildschirm ausgestatteten PC ein. Ihr Gesicht scheint eingemeisselt. Ich zähle die Falten der Gardine. Es sind 27.
Plötzlich zerreisst ein "Rentenversicherungsnummer?!" die Ruhe. Ich reiche ihr meinen Zettel mit einem "Bitte!" über den Schreibtisch. Wieder kehrt Stille ein.
"Und Ausweis?!" bellt sie wieder ohne Vorwarnung los. Auch den gebe ich ihr. Sie tippt wortlos Nummern und Buchstaben. Aufs Neue diese trügerische Ruhe.
Sie wühlt in Schubladen, lässt den Drucker rattern und knallt mir einen Stapel Papier samt meiner anderen Unterlagen auf den Tisch. "Alles ausfüllen. Vermittlertermin...jetzt schon oder erst ab August?" fragend schaut sie mich an. "Äh...jetzt schon!? Wenn's Termine gibt..." antworte ich unsicher. "Kommen 'Se nächsten Montag gegen halb zwei. Gleich in Raum 215. Viel Glück beim weitersuchen. Gibt ja immer noch welche, die tatsächlich was finden." Ihr Blick wendet sich wieder ihrem Computer zu. Ich stehe auf, lasse ein "Danke. Tschüss." im Raum stehen und wende mich zur Tür. "Ja, ja. Auf Wiedersehen." nuschelt sie mir hinterher.
Erleichtert stehe ich auf dem Flur und mache mich schleunigst auf in Richtung Parkplatz.
Hoffentlich muss ich hier nicht allzu oft auftauchen.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Warum fällt mir sponan die "Du bist Deutschland"-Aktion ein.

Behandle dein Land doch wie einen guten Freund,...schnauz ihn nicht an.

Also, schlag mit Deinen Flügel, und reiß Bäume aus!

altus hat gesagt…

@t1na irgendwie hatte ich eher den drang, ihr die flügel auszureissen und sie mit 'nem baum k.o. zu schlagen... ;-)

Anonym hat gesagt…

@altus genau das dachte ich mir! *breitgrins*