Samstag, November 25, 2006

Einfach mal gucken...

Erfahrungen macht man, damit man im Alter etwas zu erzählen hat. Oder um sich einfach einen Samstag lang gepflegt über die Männerwelt auszulassen.

Heute morgen bin ich einer Einladung gefolgt. Das Ergebnis ist das unbändige Verlangen nach einem heißen Cappu und einem noch heißeren Bad in Desinfektionsmittel.
"Das Bad und die Küche müssen sauber sein. Beim Rest ist kreatives Chaos in Ordnung." hatte er gesagt - erschien mir bis dato nicht weiter schlimm. Als ich durch die Tür trat, stand ich auch schon direkt inmitten einer schmuddelig spießigen Langweilerbude. Die Küche, in der das feudale Frühstück eingenommen werden sollte, glänzte im Lagerküchenstyle. In jeder Ecke Tüten, Taschen, Kartons, Kisten, Kästen. Auf dem wackeligen Frühstückstisch reihte sich Himbeermarmelade an Erdbeermarmelade, dazu gesellte sich etwas Pflaumenmus und Schokoaufstrich. Ein kleines, verlassenes Stückchen Leberwurst, die besten Tage schon hinter sich, ruhte in seiner Plastikhülle, ein paar Brötchen schlummerten im Brotkorb. Der angebotene Tee hatte auch schon leichte Altererscheinungen, trotzdem überwand ich mich und trank ein Tässchen. Ohne Zucker. Den Löffel wollte ich nicht behelligen müssen.
Nach einem halben Brötchen war der Drang nach einer Rauchpause kaum zu unterdrücken. Also raus auf den Balkon. Schade, auch vor der Balkontür im Wohnzimmer stapelten sich die Taschen, Tüten, Kartons etc. Also nichts mit schneller Flucht nach draußen, erst wegräumen (lassen). Nach drei ausgiebig genossenen Zigaretten in frischer Herbstluft ließ es sich nicht vermeiden, zurück ins Wohnzimmer zu gehen. Er hatte es sich bereits auf der Couch bequem gemacht, während sich mein Innerstes und mein Anstandsgefühl noch darum stritten, ob es nötig sei, sich auf einer offensichtlich erfahrungsreichen und multikulturell besiedelten Sitzgelegenheit niederzulassen. Der Anstand siegte, während mein Innerstes in Kleinkindmanier fragte, wann wir denn endlich nach Hause führen.
Er hatte es drauf angelegt. Er wollte unbedingt zeigen, wie toll er doch sei. Und schon lag sein Kopf ungefragt auf meiner Schulter.
Wieder schrie mein Anstand, ich solle mich zusammenreissen. Mein Innerstes siegte allerdings. Mit einem beherzten Sprung stand ich auf meinen zwei Beinen. "Du, ich will dich jetzt auch nicht länger aufhalten. Du hast ja noch'n bisschen zu erledigen. Dann also viel Spass dabei! Ich fahr jetzt!" und schon war ich an der Tür. Zweieinhalb Stunden gesellig sein reichten mir völlig. Er schaute leicht verwirrt, nahm dann aber seine Jacke vom Haken und ging mit mir zu meinem Wagen. Mein Navy wusste ganz genau, wohin es mich jetzt bringen sollte.
Also nichts wie los! Den Cappucino bestellte ich direkt per SMS. Das Desinfektionsmittel wird noch gesucht.

2 Kommentare:

Schnasibaer hat gesagt…

Das hört sich irgendwie...bäh an... Hoffe fühlst dich jetzt wieder wohler ;)

altus hat gesagt…

das hört sich nicht nur bäh an..das war BÄH! *schüttel* aber ich wurde professionell wieder aufgepäppelt :D
danke an meine wochenendunterkunftfamilie!!