Freitag, Mai 12, 2006

Sommergewitter

Die Sonne macht ihrem Name alle Ehre. Sie scheint und scheint und es sieht so aus als habe der Sommer endlich Einzug gehalten. Mit voller Kraft und sengenden Strahlen ist das Wasser der kleinen Seen und Bäche aufgeheizt und ein kleines Regenschauer wird besonders von den Bauern, die auf den staubigen Feldern ihrer Arbeit nachgehen, sehnlichst herbeigewünscht.
Der Himmel blau und ohne Wolken - seit Tagen schon. Doch heute sieht man das ein oder andere Wattebäuschchen den Himmel erklimmen. Immer mehr von ihnen wandern aufeinander zu und bilden langsam eine kleine weiße Decke. Mehr und mehr weicht das Azur dem Grau der schwerer werdenden Wolken. Ein langsames Grollen steigt aus ihren Tiefen.
Fast könnte man meinen, die Natur verfalle in andächtiges Lauschen. Die zuvor emsig in Unterhaltungen verstrickten Vögel stellen ihr Singen immer weiter ein. Kleine Tiere suchen hastig nach einem Unterstand. Pferde und Kühe trotten langsam zu Bäumen. Der eben noch über die Wiese tollende Hund hat sich ein trockenes Plätzchen auf der Couch gesucht. Durch das Stubenfenster betrachtet er die sich verändernde Welt da draußen.
Sanft und ohne Hast beginnt es. Ein Tropfen nach dem anderen erfrischt die heiße Erde, gibt den durstenden Pflanzen neues Lebenselixir. Metallischer Duft breitet sich aus.
Immer stärker drängt es die Tropfen aus ihrem hohen Hort. Sie treffen auf den Boden um ihn sogleich wieder springend und tanzend zu verlassen. Sie vereinigen sich zu kleinen Rinnsalen, die sich ihren Weg durch den staubigen Grund bahnen.
Sanft rollen ein paar von ihnen die Blätter der trocknenden Bäume herab. Wieder andere hinterlassen einen streichelnden Weg auf der Fensterscheibe.
Der Donner sammelt sich und gibt mit einem lauten Knall sein Drohgebahren von sich. Ein Blitz schiesst durch den nun fast nächtlichen Himmel.
Noch einmal weiten sich die Wolken und geben ihre letzte Fracht an den Boden ab, bevor die Sonne wieder ihren Weg erhellt.
Ein Schütteln, ein Aufatmen, ein Blick nach oben und die Vögel beginnen ihre Dankesgesänge. Das Vieh macht sich auf, das frische Gras zu kosten. Der Hund wartet darauf, die letzten wunderbaren Düfte einsaugen zu können. Alles Leben entdeckt sich neu.

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